Mittwoch, 2. Januar 2013

Reflexion

Warum ist die Spann-Breite der Selbstbefragung so ausgedehnt, dass sie jeglichen Kritik verleugnet oder im Gegenteil, eine vernichtende Selbst-Anfeindung übt? Ist nicht die reflexive Selbstbefragung die Grundlage aller Charakterentwicklung? Es scheint natürlich zu sein, dass der Mensch sich in Schutz gegenüber jegliche Kritik nimmt, wenn diese auch von einem selbst kommt. Die Voraussetzung für Charakterentwicklung ist die Fähigkeit zuzuhören und eine andere Sichtweise zuzulassen. Je mehr der Mensch es zulässt, dass der eigene Verhalten und Gedankengut analysiert und kritisiert wird umso mehr erhält er die Chance selbst das eigene Denken und Verhalten zu erkennen. Die wohlwollende Kritik ist demnach nicht gegen dem Person des kritisierten gerichtet sondern gegen die störenden Aussäuerungen oder Verhalten.
Es ist möglich, dass die Übung der Reflexion Freude hervorruft, denn die negativen Artefakte des Denkens und Handelns werden erkannt und somit unterlassen und können nicht mehr jemandem schaden zufügen.

Die Fähigkeit zur Reflexion birgt die Überzeugung in sich, dass der Mensch imstande ist, sich zu bessern und dies wiederum setzt voraus, dass man dem eigenen Person großes Wert beimisst und von sich Integrität abverlangt. Diese Umgangs-weise mit sich selbst schlägt den Weg der Vervollkommnung ein. Wer die Reflexion erlernen will, muss jemandem begegnet sein, der dieses auf ihn angewendet hat und dabei wohlwollend un tolerant geblieben ist. Reflexion ist trans-personal, sie wird aber durch egoistische Selbst Überhöhung zunichte gemacht. Die Überhöhung und damit einhergehendes Vergnügen wird fälschlicherweise als Freude wahrgenommen. Im Gegenteil, Freude kann nur durch die Einfachheit erfahren werden, die durch ekenntnisstrebende Fallbeschreibung erreicht werden kann. Deshalb ist es wichtig keine Überhöhung eines Sachverhalts sondern Einfachheit in der Beschreibung anzustreben.

Die Reflexion befähigt zum erkennen und enttarnen des Schatten des Ego, wenn es auch hinter dem Maske des Gut-menschen versteckt ist. Wer sich frägt "was bin ich?" schließt alle Quell-fragen mit ein und gibt nicht Ruhe ehe er die zufriedenstellende Erkenntnis erhalten hat. Diese Antwort kann eben auch nur ein wortloses Staunen und Gestutzsein bedeuten. Die Quelle der Freude erschließt sich dann, wenn aus dieser Wortlosigkeit die all-einigende Universalität im Sichtweise erwächst.
Die Reflexion wird zur Stille. Sie wächst dahinein. Das reflektierende Bewusstsein hinterfragt nicht nur, sondern bündelt auch die Ausrichtung des suchenden Erforschens mit dem ziel der Charakter-verbesserung. Es ist tugendhaft Reflexion zuzulassen und auszuüben und diese verschmilzt -nicht allzuspät- mit Freude.

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